TW: Fleisch! Sobald es ums Fleisch geht, springt LinkedIn in eine Abwehrhaltung.
Als ginge es um eine persönliche Anschuldigung. Als würde man jemandem das Abendessen aus der Hand schlagen. Dabei geht es doch um etwas viel Größeres. Um das Tier. Um das Klima. Um die Verantwortung, die wir tragen. Und ja, um Zahlen, die man (ich) kaum aushält.
Der aktuelle Fleischatlas der Heinrich Böll Stiftung und die Daten der deutschen Gesellschaft für Ernährung zeigen deutlich, was passiert. Millionen Tiere werden geschlachtet, obwohl sie am Ende gar nicht gegessen werden.
Bei Schweinen 640.000, Puten 450.000, Rinder über 50.000. Erschreckende Zahlen!*
Und das alles landet teilweise direkt im Müll. In privaten Küchen, hinter verschlossenen Kühlschranktüren. Weil zu viel eingekauft wurde. Weil man es vergessen hat. Weil es dann doch nicht mehr passte. Weil es bequem ist, am Ende die Tonne entscheiden zu lassen.
Gleichzeitig liegt der durchschnittliche Konsum in Deutschland bei über einem Kilo Fleisch pro Woche pro Person. Das ist mehr als das Dreifache dessen, was empfohlen wird. Und wir reden hier nicht einmal von Genuss. Wir reden von Gewohnheit und Verdrängung.
Von einem System, das mehr produziert als gebraucht wird und dadurch noch mehr Bedarf vorgaukelt. Und am Ende beschweren wir uns über Klimawandel. Über Dürren. Über Fluten. Über Hitze. Als stünde das alles losgelöst voneinander.
Aber sobald man das anspricht, heißt es sofort man wolle etwas (alles) verbieten. „Ich solle sich mal entspannen“, „Die Kirche im Dorf lassen“.
Und dass eine Industrie, die zu den größten Verursachern von CO2 Emissionen gehört, nicht einfach naturgegeben ist. Diese Debatte wird reflexhaft abgewehrt, weil sie weh tut. Weil sie trifft. Weil sie uns als Gesellschaft und individuell in Frage stellt.
Es geht nicht um Verbote. Es geht um Verantwortung. Um Nachdenken. Um Würde. Um die Anerkennung, dass unsere Ressourcen endlich sind und Leben nicht belibig verfügbar.
Und wenn schon nicht aus Mitgefühl für Tiere, dann wenigstens aus Respekt vor den Tatsachen. Vor dem, was längst messbar, dokumentiert, sichtbar ist. Es wäre reif, das auszuhalten statt sofort in Verteidigung zu verfallen.
Ich wünsche mir eine Welt in der auch das Interesse an einer stabilen Demokratie, so groß ist wie das Interesse für Wurst. Dann hätten wir schon viel geschafft.
Danke fürs lesen! 💚
*Quellen, u.a.: Quarks/ARD, Heinrich Böll Stiftung: Fleischatlas 2021 (Stand 10/2025), Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Statistisches Bundesamt, und weitere.
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